Erfahrungsbericht: Das Pappradio im Alltag

Mittlerweile habe ich mein Pappradio im alltäglichen Betrieb getestet und traue mich nun mal, einen kleinen, messtechnisch nicht belegten, Review zu diesem Gerät hier zu veröffentlichen.

Systemvoraussetzungen

Zu den Systemvoraussetzungen ist zu sagen, dass man hier bereits mit einem Rechner gut auskommt, der „mittlere CPU-Power“ besitzt. Auf meinem Notebook mit Intel Celeron Prozessor und 1.7 GHz und 1 GB Ram lief das Radio bereits problemlos – wenn auch nicht ideal. Der Grund ist eine kritische Komponente in der ganzen Kette: Die Soundkarte. An dieses Gerät sind verschiedene Ansprüche gestellt:

  • Linearer Frequenzgang
  • Rauscharm
  • Stereo-Line-Eingang

Im Grunde sind aber alle modernen HD-Audiodevices nutzbar. Ob die eigene Soundkarte rauscharm ist, kann man schon im Vorfeld mit der Empfangssoftware HDSDR austesten, indem man einfach den Eingang unbeschaltet lässt und sich das entstehende Spektrum in der Anzeige anschaut. Hier sollte nach Möglichkeit nichts oder wenn, dann nur ganz wenig zu sehen sein.

Installation

Die Installation des Pappradio selbst geht einfach von der Hand. Auf der mitgelieferten CD ist für den Einstieg alle notwendige Software vorhanden, es lohnt sich aber auf jeden Fall vor der Installation ein Blick auf die Website, ob sich dort nicht aktualisierte Downloads befinden.

Das Pappradio im Alltag

Nun doch mal zu den Erfahrungen, die ich so im Alltag gemacht habe. Zunächst ein paar kurze Worte, wie derzeit bei mir die Infrastruktur aussieht, damit man weiß, wie die Erfahrungen einzuschätzen sind:

Ich betreibe das Pappradio an meiner Kurzwellen-Antenne – einem 22m Draht, der über einen 1:9-Balun an 5m RG-58 gespeist über einen Versa-Tuner II an das Pappradio geht. Die Empfangspraxis sieht also dahingehend so aus, dass ich zunächst die Frequenz des Senders in der Software einstelle und anschließend mittels des Tuners die Antenne auf gefühltes bestes S/N-Verhältnis optimiere. Da der Tuner für die Nutzung auf den Amateurfunkbändern optimiert wurde, ist hier das Problem, dass ich hauptsächlich die Antenne auch nur im Bereich ab ca. 2MHz bis ca. 30 MHz wirklich gut abstimmen kann. die anderen Bereiche sind daher nicht ganz optimiert, macht aber vorerst auch nix. Für den Mittelwellenbereich habe ich mir jetzt eh eine passive mag. Loop bestellt, die hier zum Einsatz kommen soll, da das Pappradio mit den Signalen über den Draht (da hier ein Bandpassfilter noch fehlt) noch nicht so gut klar kommt.

Was die Empfindlichkeit des Gerätes angeht, kann ich mittlerweile ganz klar sagen, ist diese komplett konkurenzfähig zum FT-857D, den ich vergleichsweise an gleicher Antenne betreibe (über einen Umschalter entsprechend geschaltet). Signale, die ich im FT-857D empfange, kann ich in gleicher, teilweise sogar besserer Qualität (wenn ich die Filtermöglichkeiten im HDSDR entsprechend geschickt nutze) empfangen. Bisher ist mir aber leider noch kein Signal im Pappradio aufgefallen, was ich nicht auch mit dem FT-857D hören würde – daher schätze ich beide mal als gleichwertig ein.

Tuner ja/nein?

Mein Eindruck bezüglich dem Zusammenspiel zwischen meiner Drahtantenne und dem Pappradio ist die, dass ich hier doch zur Nutzung eines Tuners rate, da ich ohne den Tuner (bzw. bei „Bypass“-Schaltung) häufig Signale empfange, die es auf der Frequenz eigentlich nicht gibt. Erst eine Anpassung der Antenne lässt diese Sender verschwinden.

Das Pappradio und digitale Betriebsarten

Zur Nutzung digitaler Betriebsarten mit dem Pappradio ist idR. ein Trick notwendig, will man nicht das Audiosignal mit einem Schleifenkabel in eine 2. Soundkarte einspeisen. Das Problem ist nämlich, dass die meisten Programme, die zur Nutzung digitaler Betriebsarten vorgesehen sind, wie z.B. Ham Radio Deluxe, nicht direkt mit dem I/Q-Signal des Empfängers arbeiten können, sondern eben hier eine demodulierte NF wünschen. Diese führe ich den Programmen über ein sogenanntes „virtuelles Audiokabel“ (Virtual Audio Cable) zu. Damit habe ich bisher vergleichbar gute Empfangsergebnisse erreichen können, wie mit dem FT-857D. Für mich ergibt sich hier rein empfangsseitig gesehen kein Unterschied.

Unangenehme Nebeneffekte

Neben den vielen positiven Überraschungen, die dieses preisgünstige SDR bietet, gibt es natürlich auch Wermutstropfen: So habe ich festgestellt, dass ich im 2m-Band über die dort verwendete Antenne, die in unmittelbarer Nähe der Drahtantenne sich befindet, Oberwellen des Oszillators oder irgendwelche Mischerprodukte des Pappradios empfangen kann – diese machen sich als unmodulierte Träger mehr oder weniger starker Signalstärke (idR. zwischen S3 und S9+30dB) bemerkbar. Die Herkunft dieser Träger im 2m Band ist eindeutig auf das Pappradio zurückzuführen, denn ziehe ich den USB-Stecker ab (sprich, schalte das Radio komplett aus), sind diese weg. Sie verschwinden ebenfalls, wenn ich die Drahtantenne vom Radio weg schalte.

Diese Oberwellen/Mischprodukte sind für mich aber weniger ein Problem, da ich die Träger auch durch verschieben der LO-Frequenz des Radios zumindest dahingehend verschieben kann, dass sie keine Nutzfrequenz für mich stören.

Videoberichte

Nicht nur ich habe mich mit dem Pappradio auseinander gesetzt, auch andere (teilweise Funkamateure) haben dies getan und dazu sogar kleinere Videosequenzen ins Web gestellt:

Hier ein Testvideo von DO9BC:

Auch DL7BAC hat ein Video mit einem Test veröffentlicht:

Auch auf Mac läuft das Pappradio (hier aber nicht native sondern unter Parallels), wie man hier sehen kann:

Gerne würde ich euch auch mehr technische Details liefern, jedoch bin ich nicht im Besitz eines entsprechenden Messparks, um hier detaillierte technische Daten liefern zu können. Ihr könnt aber gerne im Kommentarbereich eure Erfahrungen mitteilen!

Links zum Thema:

Support-Forum im Wellenforum

Test von DL9KSM

Pappradio bei Facebook

Interview mit Stephan Schaa bei drmna.info (englisch)

Pappradio bei Laelles

Pappradio beim HCJB World Office

Pappradio bei Ham-On-Air

9 Kommentare

  1. Massenhaft Text! *g*
    Nein aber mal im Ernst, hab länger gebraucht einen wirklich guten Beitrag zu diesem Thema zu finden – es gibt da leider nicht so viel. Vielen Dank also, gefällt mir wirklich gut!

  2. @Klaus-Dieter Scholz:

    Hallo Klaus-Dieter,

    es freut mich, dir hier bei der Entscheidungsfindung weiter geholfen zu haben. Mittlerweile sind die Pappradios auf der Softwareseite so weit, dass sie einen Frequenzversatz von nur noch wenigen Hz haben (je nach eigenen Fähigkeiten, die eigentliche Quarz-Frequenz in der Ini-Datei eintragen zu können).

    Das Teil lohnt sich also wirklich 🙂

    73, Kim, DG9VH

  3. Würde mich mal interessieren wie die Unterstützung für Linux aussieht. Welche Software gibt es und wie tauglich ist sie. Ich habe kein Windows und werde auch keines beschaffen.

    Desweiteren; Wie sind die Empfangsqualitäten des Pappradios im Vergleich zu handelsüblichen Mittelklasse Amateurfunk-Transceivern?

  4. @michael l.:

    Hallo Michael,

    schön, dass du dich für das Pappradio interessierst. Was dessen Einsatzfähigkeit unter Linux angeht, kann ich dir leider gar nichts sagen, weil ich selbst das Teil noch nie unter Linux probiert habe.

    Da es aber unter Windows als HDI-Interface erkannt wird, sollte es wohl unter Linux vom USB-Stack dort auch als Eingabegerät erkannt werden. Interessante Fragestellung wäre nun, ob es unter Linux eine Möglichkeit gäbe, den frequenzbestimmenden Chip in diesem Teil zu programmieren, damit er eben die LO-Frequenz auf die gewünschte Frequenz einstellt.

    Generell sollte wohl Linrad als Software einsetzbar sein, da diese, so weit ich weiß, mit einem I/Q-Signal auf dem Soundkarten-Eingang klar kommt.

    Du kannst dich aber gerne mal an das Supportforum unter http://www.wellenforum.de/board.php?id=296 wenden, evtl. gibt es dort noch weitere Hilfestellung.

  5. Bei meinem Kollegen hat das Pappradio nicht unter Linux funktioniert. Und eigentlich hält der wirklich viel auf sich! 🙂 Unter WIndows 7 krieg ich das Interface ohne Probleme zum Laufen.

  6. @CHOPPERGIRL:

    Hi,

    you could get the Pappradio in 2 Versions:

    a) ready assembled within a case/housing
    b) ready assembled but without a case/housing – that’s perfect for those, who want to integrate the electronic into an own case for example with other parts like special sound-device or something.

    Normal users would choose the version within a case.

Schreibe einen Kommentar zu michael l. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Cookie-Opt-In: ich bin damit einverstanden, dass mein Name, meine E-Mail Adresse und meine Webadresse in diesem Browser gespeichert werden, bis ich wieder kommentiere (Datenschutzerklärung).